PŘÍHODY LIŠKY BYSTROUŠKY (DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN) JW I/9

Oper in drei Akten

Libretto von Leoš Janáček nach einer Erzählung von Rudolf Těsnohlídek

1922-23

Uraufführung 6. 11. 1924 Brünn

Erstausgabe Universal Edition, Wien 1924 (Klavierauszug), 1961 (Partitur), Editio Peters, Leipzig 1984 (hrsg. von Miroslav Barvík und Reiner Zimmermann), Universal Edition, Wien 2010 (Partitur, Klavierauszug, hrsg. von Jiří Zahrádka, kritische Edition)


  • Die illustrierte Fortsetzungsgeschichte über die Erlebnisse der Füchsin Bystrouška, die in der Zeitung Lidové Noviny erschien, inspirierte Janáček zu dieser Oper. Das poetische Werk, das Tier- und Menschenwelt verbindet, feiert das Leben und ist ein Bekenntnis der Liebe des Komponisten zur Natur.

Die Geschichten über die gewitzte Füchsin Bystrouška erschienen ursprünglich 1920 als Fortsetzungsgeschichte in den Lidové noviny. Ihr Autor, der Schriftsteller und Redakteur Rudolf Těsnohlídek, schrieb sie nach den lustigen Zeichnungen des Malers Stanislav Lolek. Bei den Lesern hatten die Geschichten großen Erfolg. Auch die Haushälterin der Familie Janáček Marie Stejskalová las die Fortsetzungsgeschichte mit Vorliebe. Später erinnerte sie sich: "Einmal lese ich gerade wieder so - da war gerade ein Bild, wie das Füchslein Schlaukopf mit dem Herrn Goldentupf Arm in Arm geht und eine Blume trägt. Mir kam das schrecklich komisch vor, wie sie sich dort so in die Brust warfen. Ich dachte, es hört niemand, wie ich so laut lache; die gnädige Frau war nicht zu Hause und der Herr war im Arbeitszimmer. Aber auf einmal stand er in der Küchentür:

- Aber bitte, Sie Weibsperson, worüber lachen Sie denn so? -

- Hier doch, über die Bystrouška, gnädiger Herr. -

- Welche Bystrouška? -

- Was denn, Sie lesen das nicht? Das hat doch der Herr Redakteur Těsnohlídek von den Lidové noviny geschrieben. -

Ich reichte ihm die Zeitung, er betrachtete das Bild, las, begann zu lachen und ich sage zu ihm:

- Der gnä´ Herr weiß doch so gut, was sich die Tiere erzählen, er notiert sich doch immer die Vogelstimmen - das, mein Herr, würde eine Oper abgeben! -

Er sagte nichts darauf. Allein, er begann, sich nach jeder Fortsetzung des Schlauen Füchsleins umzutun."

Zur Arbeit an dieser Oper kam Janáček wegen vieler anderer Tätigkeiten erst im Jahre 1922. "Ich arbeite nun an dem Mädchenroman ,Liška Bystrouška'. Ich habe gar keine Zeit mehr, an mich zu denken. In keinem Jahr habe ich geistig so viel gearbeitet wie in diesem," schrieb der Komponist an seine Freundin Kamila Stösslová. Zuerst musste er natürlich Těsnohlídeks Vorlage in ein Opernlibretto umarbeiten. Er begrenzte die Anzahl der Personen und aus der Handlung wählte er vor allem jene Teile aus, welche die Verflechtung der menschlichen Welt mit der Natur betonen. Dann begann er mit der eigentlichen Komposition seiner siebten Oper. Die Uraufführung wünschte das Brünner Nationaltheater zu übernehmen. Diesem Ansuchen stimmte Janáček gern zu, da er mit dem Brünner Opernensemble unter der Leitung des Dirigenten František Neumann die besten Erfahrungen gemacht hatte. Zum großen Erfolg der Premiere am 6.11.1924 im Theater Na Hradbách (dem heutigen Mahen-Theater) trugen auch die ausgezeichnete musikalische Einstudierung durch František Neumann, die witzige Regie Ota Zíteks und das einfallsreiche Bühnenbild von Eduard Milén bei. Bereits ein halbes Jahr später wurde die Oper in einer neuen Inszenierung im Prager Nationaltheater im Rahmen des Festivals der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik aufgeführt.


Inhalt der Oper

1. Akt

An einem heißen Sommernachmittag geht der Förster durch seinen Wald. Er legt sich eine Weile hin, um auszuruhen und nickt gleich ein. Der Wald ist voller Leben: Fliegen kreisen in der Luft, Grille und Heuschrecke spielen einen Walzer, eine von Menschenblut betrunkene Mücke taumelt umher, ein kleiner Laubfrosch versucht sie zu fangen. Die kleine Bystrouška verfolgt das Geschehen erstaunt. Vor allem fesselt sie der Laubfrosch, aber als sie ihn von nahem ansehen will, springt der Frosch erschrocken dem Förster gerade auf die Nase. Dieser erwacht, sieht Bystrouška und ehe sich das Füchslein besinnt, nimmt er sie schon mit sich in die Seeförsterei.


Verwandlung

Bystrouška lebt eingesperrt auf dem Hof der Försterei, in Gesellschaft mit dem Hund Lapák und einer Hühnerschar. Pepík, der Enkel des Försters, prahlt vor seinen Kameraden mit dem Neuzugang und reizt Bystrouška mit einer Gerte. Die Füchsin beißt ihn dafür in die Wade. Zur Strafe bindet der Förster sie an. Bystrouška träumt sehnsüchtig die ganze Nacht vom freien Waldleben. Am Morgen ersinnt sie eine neue Strategie. Als erstes bekommen sie der Hahn und die Hühner zu spüren, die sich mit ihrem vorbildlichen Arbeitseifer brüsten. Mit Leichtigkeit überlistet Bystrouška die dummen Geschöpfe, was einem beträchtlichen Teil von ihnen das Leben kostet. Der wütende Förster geht mit dem Knüppel auf die Füchsin los, die aber beißt die Leine durch und verschwindet im Wald.

2. Akt

Bystrouška genießt die neu gewonnene Freiheit. Sie wirft den alten Dachs aus seiner Höhle und zieht dort ein.


Verwandlung

In Páseks Gastwirtschaft hat sich der Förster mit seinen Freunden, dem Lehrer und dem Pfarrer, zum Trinken und Kartenspiel niedergelassen. Mit wankendem Schritt verlassen sie das Gasthaus. Bystrouška beobachtet die verspäteten nächtlichen Fußgänger aus ihrem Versteck zwischen Sonnenblumen heraus. Dort hinein fällt der betrunkene Lehrer, als er eine zitternde Blüte für das Gesicht von Terynka hält, in die er verliebt ist. Der Pfarrer erinnert sich an seine Studentenliebe, die Betrachtungen werden aber von Bystrouška wieder unterbrochen. Der herankommende Förster schießt auf sie, beide Männer laufen voller Schrecken davon.


Verwandlung

In der hellen Sommernacht trifft Bystrouška auf den stattlichen Fuchs Zlatohřbítek. Die anfängliche Sympathie verwandelt sich in Liebe, wovon die Höhle der Füchsin Zeuge wird. Ungehalten verfolgen die anderen Waldtiere Bystrouškas unmoralisches Leben, erst die eilig ausgerichtete Hochzeit beruhigt sie.

3. Akt

Der Sommer geht vorüber. Im Herbst trifft der Förster im Wald Harašta, den Geflügelhändler. Harašta erzählt stolz von der geplanten Verlobung mit Terynka, den Förster interessiert jedoch eher, ob Harašta nicht im Wald wildert. Es erscheinen Bystrouška und Zlatohřbítek mit mehreren jungen Füchsen. Als Bystrouška Harašta mit seiner Kiepe voller Geflügel wittert, will sie ihn ärgern. Sie tut so, als ob sie nicht auf allen Vieren stehen kann, aber als Harašta sich nähert, verschwindet sie flink. Das Spiel nimmt jedoch einen tragischen Ausgang, Harašta schießt und trifft Bystrouška tödlich.


Verwandlung

In Páseks Gastwirtschaft erfährt der Förster, dass Harašta Terynka zur Hochzeit einen neuen Muff aus Fuchspelz geschenkt hat. Den Lehrer berührt die Nachricht von Terynkas Hochzeit, der Förster beschwichtigt ihn, dass sie sowieso keine passende Frau für ihn gewesen wäre. Allen wird schwer ums Herz. Da begibt sich der Förster lieber auf den Heimweg. Unterwegs im Wald erinnert er sich an die Jugendzeit, er bewundert die Schönheit des Waldes und ihm wird bewusst, wie sich das Leben wiederholt. Der Wald sieht aus wie damals, als er Bystrouška gefangen hatte. Und da sieht er sie - der Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten! Wieder will er sie fangen, aber ein kleiner Laubfrosch, der Enkel des damaligen, vereitelt die Absicht. Ein ewiger Kreislauf des Lebens.