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Park Lužánky


LIDICKÁ 50


Der Augarten (heute Lužánky) wurde bereits Ende des 18. Jahrhundert für alle geöffnet und zählt damit zu den ältesten öffentlichen Parks in Mitteleuropa. In der Mitte des Geländes wurde 1855 nach einem Entwurf des Architekten Ludwig Förster ein Restaurantpavillon im Stil der Neorenaissance, das sogenannte Casino, errichtet. Hier fanden die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Ereignisse wie Vorträge, Ausstellungen, Konzerte oder Bälle statt. Janáček war hier in den Jahren 1866-1869 als Jugendlicher an einigen Konzertauftritten beteiligt. Als er 1910 im Alter von 56 Jahren in das Häuschen im Garten der Orgelschule in der Haberlergasse (heute Smetanova) umzog, ging er fast täglich in diesem Park spazieren und notierte sich hier viele seiner "Sprachmelodien", insbesondere des Gesangs der Vögel. Am Rande des Augartens war 1908 der Bau des tschechischen Nationaltheaters geplant. 

Der Augarten-Pavillon im 19. Jahrhundert, heute Domizil des Freizeitzentrums Lužánky © Archiv města Brna
Der Augarten-Pavillon im 19. Jahrhundert, heute Domizil des Freizeitzentrums Lužánky © Archiv města Brna

Ich erinnere mich an eine groteske Szene mit dem Meister, als wir einmal nach der mittäglichen Probe im Lužánky-Park spazieren gingen und dabei über das Schlaue Füchslein debattierten. Bei der Probe hatten wir das kleine Problem gehabt, wie die Szene darzustellen sei, in der die Füchsin den Dachs aus ihrem Bau vertreibt, um sich dort selbst niederzulassen. Seine Worte "da hast du etwas Weibliches" begleitete Janáček am helllichten Tag im Park unter der Aufmerksamkeit der Passanten mit einer Geste, wie er sich die Szene vorstellte. Die Füchsin ersetzte er für diese Situation durch einen männlichen Fuchs, um das anschaulicher zu machen.

Erinnerung des Regisseurs Ota Zítek.


Leoš Janáček bei einem Spaziergang im Park Lužánky (1928) © Moravské zemské muzeum
Leoš Janáček bei einem Spaziergang im Park Lužánky (1928) © Moravské zemské muzeum
Leoš Janáček im Park Lužánky mit seinen Schülern Břetislav Bakala, František Rybka und Mirko Hanák (1925) © Moravské zemské muzeum
Leoš Janáček im Park Lužánky mit seinen Schülern Břetislav Bakala, František Rybka und Mirko Hanák (1925) © Moravské zemské muzeum
Entwurf von Emil Králík für das Theatergebäude an der Ecke des Augartens aus dem Jahr 1908 © Archiv města Brna
Entwurf von Emil Králík für das Theatergebäude an der Ecke des Augartens aus dem Jahr 1908 © Archiv města Brna
Karikatur Leoš Janáčeks von Ondřej Sekora, erschienen in den Lidové noviny © Moravské zemské muzeum
Karikatur Leoš Janáčeks von Ondřej Sekora, erschienen in den Lidové noviny © Moravské zemské muzeum
Plakat zu einem Konzert der Orgelschule im Augarten-Pavillon (1912) © Moravské zemské muzeum
Plakat zu einem Konzert der Orgelschule im Augarten-Pavillon (1912) © Moravské zemské muzeum
Plakat zu einem Konzert der Orgelschule im Augarten-Pavillon (1912) © Moravské zemské muzeum
Plakat zu einem Konzert der Orgelschule im Augarten-Pavillon (1912) © Moravské zemské muzeum
Melodie des Vogelgesangs. Am 9.5.1921 notierte Leoš Janáček: Vom Vogelgesang im Lužánky-Park. Es meldete sich die schöne Flautostimme irgendeines Vögelchens.  © Moravské zemské muzeum
Melodie des Vogelgesangs. Am 9.5.1921 notierte Leoš Janáček: Vom Vogelgesang im Lužánky-Park. Es meldete sich die schöne Flautostimme irgendeines Vögelchens. © Moravské zemské muzeum
Sprachmelodie. Am 9.6.1924 notierte Leoš Janáček: Beim Lužánky-Park fragt ein kleiner Soldat: „Wie spät ist es?“ Und fügt hinzu: „Hat jemand eine Uhr?“ (dialektales é) Als keiner der Umstehenden reagiert, meine ich zu ihm: „Dann sag ich es Ihnen, wenn Sie es wissen wollen.“ Der kleine Soldat lachte mich an. © Moravské zemské muzeum
Sprachmelodie. Am 9.6.1924 notierte Leoš Janáček: Beim Lužánky-Park fragt ein kleiner Soldat: „Wie spät ist es?“ Und fügt hinzu: „Hat jemand eine Uhr?“ (dialektales é) Als keiner der Umstehenden reagiert, meine ich zu ihm: „Dann sag ich es Ihnen, wenn Sie es wissen wollen.“ Der kleine Soldat lachte mich an. © Moravské zemské muzeum