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Mendelplatz


MENDLOVO NÁMĚSTÍ 


Ein großer Teil von Janáčeks Leben ist mit Alt-Brünn verbunden, wo er bis ins Alter von 56 Jahren lebte. Seine Kindheit verbrachte er im hiesigen Augustinerkloster, er besuchte die Alt-Brünner Volksschule und die Realschule, er war hier als Pädagoge und als Chorleiter in der Basilika tätig, er heiratete hier, seine zwei Kinder wurden hier geboren und starben auch hier. Er wohnte zuerst in der Bürgergasse (heute Křížová), wo kurze Zeit auch seine Mutter lebte. Im Jahr 1882 zog er mit seiner Ehefrau Zdenka und der neugeborenen Tochter Olga in ein Haus am Klosterplatz (heute Mendlovo náměstí), wo er bis 1910 wohnte. Das heute nicht mehr existierende Pawlatschenhaus stand mitten auf dem Platz, es wurde in der Mitte des 20. Jahrhunderts abgerissen. Janáček erlebte hier sein größtes Familienglück, aber auch die tragischsten Momente seines Lebens. Hier kam sein Sohn Vladimír (1888-1890) zur Welt und starb mit zwei Jahren, ebenso starb hier im Alter von 21 Jahren auch Janáčeks geliebte Tochter Olga (1882-1903). Trotz der erlebten Tragödien komponierte Janáček hier zahlreiche Werke, so etwa die Opern Šárka, Anfang eines Romans, Jenůfa und Schicksal, die Kantate Amarus, Männerchöre nach Gedichten von Petr Bezruč oder den Klavierzyklus Auf verwachsenem Pfade.

Postkarte Leoš Janáčeks an Kamila Urválková vom 24.3.1903 mit einem Pfeil zum Fenster von Janáčeks Wohnung. Auf der anderen Seite schreibt er: „Dies ist der Platz, an dem ich wohne. Die Kirche und das Kloster wurden von Königin Elisabeth Přemyslovna begründet.“ © Moravské zemské muzeum
Postkarte Leoš Janáčeks an Kamila Urválková vom 24.3.1903 mit einem Pfeil zum Fenster von Janáčeks Wohnung. Auf der anderen Seite schreibt er: „Dies ist der Platz, an dem ich wohne. Die Kirche und das Kloster wurden von Königin Elisabeth Přemyslovna begründet.“ © Moravské zemské muzeum

Die Wohnung war schön und groß, der Herr hatte sie selbst gefunden. [...] Aber natürlich hatte auch die am Klosterplatz nicht die heutigen modernen Errungenschaften und das heutige Zubehör. [...] In jedem Stockwerk nur einen Wasserhahn auf dem Gang, gemeinsam für alle Mieter [...] von diesem Wasserhahn habe ich das ganze Wasser zum Kochen, Putzen, Waschen und Baden in die Küche getragen, das Schmutzwasser habe ich dann in Bütten wieder hinausgeschafft. [...] Elektrisches Licht gab es damals in Brünn noch nicht, und unser Haus hatte auch keinen Gasanschluss. So wurden zur Beleuchtung nur Petroleumlampen verwendet. Das war unbequem, aber uns erschien es als großer Fortschritt gegenüber Kerzen. [...] Für unseren Herrn war das Haus sehr günstig gelegen. Auf der anderen Seite der Straße hatte er das Kloster, wo er den Chor leitete, zur Lehreranstalt am Ufer der Svratka waren es ein paar Schritte. 

Bei Janáčeks nach den Erzählungen der Haushälterin Marie Stejskalová (1959)

Leoš Janáček mit seiner Verlobten Zdenka Schulzová vor der Hochzeit im Juni 1881 © Moravské zemské muzeum
Leoš Janáček mit seiner Verlobten Zdenka Schulzová vor der Hochzeit im Juni 1881 © Moravské zemské muzeum
Olga Janáčková (1882–1903), die Tochter von Zdenka und Leoš Janáček, im Jahr 1892 © Moravské zemské muzeum
Olga Janáčková (1882–1903), die Tochter von Zdenka und Leoš Janáček, im Jahr 1892 © Moravské zemské muzeum
Vladimír Janáček (1888–1890), der Sohn von Zdenka und Leoš Janáček, im Jahr 1890 © Moravské zemské muzeum
Vladimír Janáček (1888–1890), der Sohn von Zdenka und Leoš Janáček, im Jahr 1890 © Moravské zemské muzeum
Handschriftliche Skizze zum Männerchor Kantor Halfar (1906) © Moravské zemské muzeum
Handschriftliche Skizze zum Männerchor Kantor Halfar (1906) © Moravské zemské muzeum
Mendlovo náměstí, heutiger Zustande, Photo Jiří Zahrádka
Mendlovo náměstí, heutiger Zustande, Photo Jiří Zahrádka