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Palais Chlumecký – Lidové noviny Tageszeitung


ČESKÁ 6


Die Tageszeitung Lidové noviny begründete in Brünn der Journalist und spätere erste tschechoslowakische Handelsminister Adolf Stránský. Leoš Janáček beteiligte sich mit seinem Feuilleton "Musik der Wahrheit" gleich an der ersten Ausgabe, die am 16.12.1893 erschien. Mit einigen Unterbrechungen sollte Janáček bis zu seinem Tod für diese Zeitung tätig bleiben. Er veröffentlichte hier insgesamt 58 Feuilletons, einige Studien und Beispiele seiner Kompositionen, und es erschienen hier auch einige Gespräche mit ihm. Die Redaktion der Lidové noviny zog im Jahr 1907 mitsamt ihrer Druckerei in das Eckhaus Česká Gasse 6 um. Hierher brachte Janáček seine literarischen Beiträge, die nicht selten von Notenbeispielen begleitet waren.

Manche Beiträge aus den Lidové noviny dienten Janáček aber auch als Quelle der Inspiration für seine musikalischen Werke, so insbesondere die Fortsetzungsgeschichten vom Schlauen Füchslein aus der Feder des Redakteurs Rudolf Těsnohlídek oder eine Serie von Kindergedichten mit Illustrationen von Josef Lada und Ondřej Sekora, die Janáček zu seinen Kinderreimen inspirierte.

Am 12. Januar 1928 war das Palais Schauplatz eines tragischen Ereignisses, als sich der mit Janáček befreundete Redakteur Rudolf Těsnohlídek direkt in der Redaktion der Lidové noviny das Leben nahm.

Weiter sei daran erinnert, dass im ersten Stock des benachbarten Eckhauses (Česká 8) in den Jahren 1896-1907 Janáčeks Orgelschule zu finden war, bevor sie ihre endgültigen Räumlichkeiten an der Ecke der Straßen Smetanova und Kounicova bezog.

Česká Straße, vorne rechts das Haus, in dem sich die Redaktion der Lidové noviny und das beliebte Café Brichta befanden © Nakladatelství Josef Filip
Česká Straße, vorne rechts das Haus, in dem sich die Redaktion der Lidové noviny und das beliebte Café Brichta befanden © Nakladatelství Josef Filip

Der Herr hatte viele Zeitschriften abonniert: Národní listy, Národní politika, Musikzeitschriften, aus Russland schickten sie uns die Novoje Vremja. Aber die Lidovky hatten wir alle am liebsten. Wohl deshalb, weil sie in Brünn erschien, weil der Herr die ganze Redaktion kannte und auch oft in der Česká Nummer 6 zu Besuch war. Er mochte dort alle und sie ihn auch. Sie druckten ihm ab, was er schrieb; Erinnerungen aus seiner Kindheit, aus seinen Studentenjahren, aus Hukvaldy, von seinen Reisen, wie er Volkslieder gesammelt hat, wie er die Stimmen der Menschen und der Tiere niederschrieb. Und die Noten dazu druckten sie genau so ab, wie er sie schnell irgendwo hingekritzelt hatte. Wie oft kam er aus der Redaktion der Lidovky nach Hause und erzählte: "Schon wieder haben sie mich gebeten, dass ich ihnen etwas Kleines schreiben soll. Wenn sie auch noch so wenig zahlen." Aber er schrieb etwas. Heute gibt das für ein ganzes Buch her.

Bei Janáčeks nach den Erzählungen der Haushälterin Marie Stejskalová (1959)


Das schlaue Füchslein, von Janáček aus den Lidové noviny ausgeschnitten. Die Fortsetzungsgeschichte erschien im Jahr 1920, der Redakteur Rudolf Těsnohlídek schrieb den Text zu Zeichnungen von Stanislav Lolek © Moravské zemské muzeum
Das schlaue Füchslein, von Janáček aus den Lidové noviny ausgeschnitten. Die Fortsetzungsgeschichte erschien im Jahr 1920, der Redakteur Rudolf Těsnohlídek schrieb den Text zu Zeichnungen von Stanislav Lolek © Moravské zemské muzeum
Kinderreime aus der Kinderecke der Lidové noviny © Moravské zemské muzeum
Kinderreime aus der Kinderecke der Lidové noviny © Moravské zemské muzeum
Rudolf Těsnohlídek (1882–1928) © Moravské zemské muzeum
Rudolf Těsnohlídek (1882–1928) © Moravské zemské muzeum
Janáčeks Feuilleton „Frühling“, erschienen am 6.4.1912 in einer Beilage der Lidové noviny © Moravské zemské muzeum
Janáčeks Feuilleton „Frühling“, erschienen am 6.4.1912 in einer Beilage der Lidové noviny © Moravské zemské muzeum

Manuskript zu Janáčeks Feuilleton "Wozu ich mich bekenne", der am 13.2.1927 in den Lidové noviny erschien 

© Moravské zemské muzeum