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Orgelschule


SMETANOVA 14


An der Ecke der Straßen Smetanova (früher Haberlergasse) und Kounicova (früher Giskra-Straße) steht die im Stil der Neorenaissance gestaltete Villa Chleborád aus dem Jahr 1891, die auch als Griechische Villa bekannt ist. Der bedeutende tschechische Jurist und Politiker František Ladislav Chleborád ließ dieses Haus nach einem Entwurf des Architekten Antonín Tebich für sich erbauen. Im Jahr 1906 konnte der Verein zur Förderung der Kirchenmusik in Mähren die Villa erwerben, womit die in seiner Trägerschaft befindliche Orgelschule endlich ein dauerhaftes Domizil fand. Janáček war von Beginn an Leiter und gleichzeitig Pädagoge dieser Schule, die er 1919 zunächst in ein privates und anschließend in ein staatliches Konservatorium umwandelte. In der Orgelschule wurde nicht nur das Orgelspiel gelehrt, sondern auch die Fächer Klavier, Violine, Gesang, Komposition und Musiktheorie. Aus der Schule ging eine Reihe bedeutender Musiker und Komponisten hervor, so etwa Oskar Chlubna, Vilém Petrželka, Václav Kaprál, Břetislav Bakala oder Jan Kunc. Ab 1920 nutzte die Villa zusammen mit dem Brünner staatlichen Konservatorium auch Janáčeks vom Prager Konservatorium eingerichtete "Meisterklasse", aus der zum Beispiel der Komponist Pavel Haas hervorging. Heute beherbergt die Villa die Abteilung für Musikgeschichte des Mährischen Landesmuseums, deren Bestandteil auch das Janáček-Archiv ist, welches im Jahr 2017 in die UNESCO-Liste des Weltdokumentenerbes aufgenommen wurde.

Das Gebäude der Orgelschule an der Ecke der Straßen Smetanova und Kounicova © Moravské zemské muzeum
Das Gebäude der Orgelschule an der Ecke der Straßen Smetanova und Kounicova © Moravské zemské muzeum

Janáček kümmerte sich um uns in der Schule wie ein Vater. Er wusste über jeden alles, kannte unsere Verhältnisse. Wenn jemand krank wurde, war er schon bei uns in der Wohnung, wo er sich über unseren Zustand informierte, was uns nicht immer ganz angenehm war, vor allem wenn diese Krankheit nicht so schlimm war und er uns daher nicht zu Hause antraf. Da gab es dann am nächsten Tag in der Schule ein Donnerwetter, und manch einer flog aus der Klasse, wenngleich meist nicht allzu lang - Janáčeks Temperament beruhigte sich rasch.

 Aus dem Artikel "Leoš Janáček, Direktor der Orgelschule" des Komponisten Jaroslav Kvapil (Hudební rozhledy)


Die Orgelschule in Brünn, zeitgenössische Ansichtskarte © archiv JZ
Die Orgelschule in Brünn, zeitgenössische Ansichtskarte © archiv JZ
Titelblatt des Lehrplans der Orgelschule (1896) © archiv JZ
Titelblatt des Lehrplans der Orgelschule (1896) © archiv JZ
Unterrichtsraum der Orgelschule © Moravské zemské muzeum
Unterrichtsraum der Orgelschule © Moravské zemské muzeum
Unterrichtsraum der Orgelschule © Moravské zemské muzeum
Unterrichtsraum der Orgelschule © Moravské zemské muzeum
Leoš Janáček mit Absolventen und Professoren des Orgelkurses 1905–1906 © Moravské zemské muzeum
Leoš Janáček mit Absolventen und Professoren des Orgelkurses 1905–1906 © Moravské zemské muzeum

Einladungen zu öffentlichen Konzerten der Orgelschule aus den Jahren 1908/1909 und 1909/1910 © Moravské zemské muzeum

Janáčeks Eintrag im Klassenbuch der Orgelschule vom 29.10.1918: „Schulfrei am Tag der Ausrufung des tschechoslowakischen Staats.“ © Moravské zemské muzeum
Janáčeks Eintrag im Klassenbuch der Orgelschule vom 29.10.1918: „Schulfrei am Tag der Ausrufung des tschechoslowakischen Staats.“ © Moravské zemské muzeum