VÝLETY PÁNĚ BROUČKOVY (DIE AUSFLÜGE DES HERRN BROUČEK) JW I/7

Oper in zwei Teilen 1. Výlet pana Broučka do Měsíce [Der Ausflug des Herrn Brouček zum Mond] 2. Výlet pana Broučka do XV. století [Der Ausflug des Herrn Brouček in das XV. Jahrhundert]

Libretto 1. Leoš Janáček in Zusammenarbeit mit Karel Mašek, František Gellner, Viktor Dyk und F. S. Procházka, 2. F. S. Procházka

1908-18, rev. 1920, 1926

Uraufführung 23. 4. 1920 Prag

Erstausgabe Universal Edition, Wien 1919 (Klavierauszug), 1959? (Partitur), Universal Edition, Wien 2003 (Partitur, Klavierauszug, hrsg. von Jiří Zahrádka, kritische Edition)


  • Die Oper von Matěj Broučeks Traumreise zum Mond ergänzte Janáček später um einen zweiten Teil, in dem sich Herr Brouček im Traum zwischen böhmische Hussiten versetzt sieht. Es war eine satirische Parodie auf das böhmische Kleinbürgertum, die in Janáčeks erster Oper wenig wirkungsvoll war. Als einziges von Janáčeks Bühnenstücken hatte die Broučekgeschichte in Prag Premiere und nicht in Brünn.

Svatopluk Čechs Satire über den tschechischen Bürger Herrn Brouček wurde zum Stoff für Janáčeks nächste, diesmal komische Oper. Er arbeitete sehr lange daran, von 1908 an fast neun Jahre. Das größte Problem war, einen geeigneten Librettisten zu finden. Bei der Arbeit am Libretto wechselte sich nach und nach eine ganze Reihe von Autoren ab - in der Opernliteratur gibt es wohl weltweit kein Libretto mit so vielen Beteiligten. Am Ende der jahrelangen Zusammenarbeit mit den einzelnen Librettisten stand des Komponisten bittere Erkenntnis: "Ach unsere Dichter! Man muss ihnen alles vorsagen - und dennoch fällt es dürftig aus!" Nach diesen Unwägbarkeiten stellte Janáček Výlet pana Broučka do Měsíce im März 1917 fertig und beschloss sogleich, die Oper um Výlet pana Broučka do XV. století zu erweitern. Im Unterschied zur mehrjährigen Arbeit an der ersten Oper entstand der zweite Teil in nur neun Monaten.

Nach der erfolgreichen Premiere von Jenůfa auf den Brettern des Prager Nationaltheaters bot sich Janáček auch die Gelegenheit zur Uraufführung seiner neuen Oper auf Prags erster Bühne. Das verlief jedoch nicht problemlos, die Solisten lehnten es ab, die anspruchsvollen Partien zu singen und gaben schließlich die Rollen zurück. Die Premiere unter dem Dirigat von Otakar Ostrčil fand am 23.4.1920 statt. Zwar wurde die Oper recht freundlich aufgenommen, doch wurden ihr eine veraltete Handlung, ein mangelhaftes Libretto und eine eigenartige Instrumentierung vorgeworfen. Auf der Bühne des Nationaltheaters wurde sie nur neun Mal wiederholt.
Eine erneute Einstudierung erfolgte erst 1926 im Brünner Nationaltheater, diesmal aber nur des ersten Teils, des Ausflugs des Herrn Brouček zum Mond. Die Inszenierung gelang viel besser als sechs Jahre zuvor in Prag, vor allem dank der witzigen Regie von Ota Zítek und des Bühnenbilds von Josef Čapek.


Inhalt der Oper


Výlet pana Broučka do Měsíce [Der Ausflug des Herrn Brouček zum Mond]

1. Akt

Vor dem Gasthaus Vikárka auf dem Prager Hradschin streitet sich der Maler Mazal mit Málinka, der Tochter des Küsters von St. Veit. Mazals Hausbesitzer, Herr Brouček, hat an diesem Abend gehörig über den Durst getrunken und torkelt nach Hause. Um Mazal zu ärgern, schäkert Málinka mit Brouček, der ihr im Suff schließlich sogar die Ehe verspricht. Da der Küster das Gespräch mitgehört hat, verwandelt Brouček sein Versprechen in einen Scherz, dass er Málinka nur auf dem Mond heiratet. Er grollt der ganzen Welt und schaut neidvoll zum Vollmond, wo es gewiss glücklichere Menschen gibt. Im Rausch schläft er ein und träumt vom Mond.

Brouček ewacht auf dem Mond und betrachtet verwundert die eigenartige Landschaft und die Mondbewohner, die ihn an seine Bekannten in der Vikárka erinnern. Auf dem Mond ist aus dem Maler Mazal der extatische Dichter Hvězdomír Blankytný geworden, der die ätherische Etherea (Málinka) liebt. Doch diese verliebt sich auf den ersten Blick in Brouček und trotz der Proteste ihres Vaters Lunobor (der Küster) und Blankytný reitet er mit ihr auf dem Pferd Pegasus fort in den Tempel der tausend Künste.

2. Akt

Im Tempel der tausend Künste wird Brouček nach dem Gesang der Mondhymne zum Festmahl eingeladen. Zu seinem Entsetzen serviert man ausschließlich Blumenduft und während der führende Dichter Oblačný rezitiert, schläft er erschöpft ein und träumt von Bier und Schweineschnitzel mit Kraut und Knödeln. Nicht einmal der Maler Duhoslav kann ihn für seine Kunst begeistern, und als Brouček auch noch aus seiner Tasche ein Würstchen hervorholt, fallen die erschreckten Mondkünstler in Ohnmacht. Etherea gibt nicht auf und umwirbt Brouček aufs Neue. Die Dichter erwachen aus der Ohnmacht, der wütende Brouček bläst Etherea weg, springt im allgemeinen Durcheinander auf Pegasus und fliegt davon.

Verwandlung

Im Morgengrauen verlässt die Künstlergesellschaft das Wirtshaus Vikárka und trägt den entkräfteten Brouček in einer Truhe nach Hause. Málinka und Mazal versöhnen sich und singen von ihrer Liebe.


Nachspiel

Gegen Mittag erwacht Brouček zu Hause im Schlafzimmer und ehe er sich von seinem Mondtraum erholen kann, kommen Málinka und Mazal, um den Hausbesitzer dazu zu bewegen, die Kündigung von Mazals Wohnung zu widerrufen. Málinka-Ethereas Erscheinen versetzt Brouček dermaßen in Schrecken, dass er den Widerruf lieber anstandslos unterschreibt. Zum Schluss hat er zu tun, seine wütende Haushälterin zu besänftigen.


Výlet pana Broučka do XV. století [Der Ausflug des Herrn Brouček in das XV. Jahrhundert]

1. Akt

Im Wirtshaus Vikárka unterhält sich die Gesellschaft über mittelalterliche unterirdische Gänge. Brouček begibt sich auf den Heimweg und findet sich plötzlich in einem unterirdischen Kellergewölbe wieder, von wo er durch einen Geheimgang bis in die königliche Schatzkammer in der Altstadt gelangt. Als Brouček die Schatzkammer verlässt, erscheint ihm Svatopluk Čech und trägt eine Ode an die ruhmreiche Vergangenheit des tschechischen Volkes vor.


Verwandlung

Brouček verlässt den Untergrund unweit vom Altstädter Ring, aber alles sieht anders aus als gewohnt. Die Menschen sind merkwürdig angezogen, sprechen eigenartiges Tschechisch und jemand überzeugt Brouček davon, dass man das Jahr 1420 schreibt. Brouček hält das zuerst für einen Scherz, aber begreift den Ernst der Lage, als er als feindlicher Spion bezeichnet wird. Es hätte für ihn böse geendet, hätte sich nicht der Vogt Domšik von der Glocke (der Küster) seiner angenommen. Das bewaffnete Volk bereitet sich zum Kampf und zieht mit Gesang in die Teinkirche ein zum Gebet.

2. Akt

Bei Domšík fügt sich Brouček ungern der neuen Situation - am liebsten würde er heimlich verschwinden, aber er muss sich die Kleidung der Hussiten anziehen. Domšíks Tochter Kunka (Málinka) kommt mit kampfbereiten Freunden herbei und erzählt vom Gottesdienst in der Teinkirche, bei dem auch der Heerführer Žižka war. Sie analysieren gemeinsam die kriegerische Situation und diskutieren über den Sinn von Kampf, Wahrheit und Religion. Da erscheint Petřík (Mazal) mit der Nachricht, dass die Schlacht auf dem Spitalfeld schon begonnen hat. Alle laufen hinaus in den Kampf und mit der Waffe in der Hand schieben sie Brouček aus der Tür - der aber schleicht sich unmittelbar darauf zurück und zieht sich schnell seine eigene eigene Kleidung über.

Verwandlung

Das siegreiche hussitische Heer kehrt unter dem Jubel des Volks auf den Altstädter Ring zurück. Domšík ist im Kampf gefallen. Brouček erzählt von seinem heldenhaften Kampf, aber die Freunde Domšíks hatten ihn vor einem Kreuzritter knien sehen und klagen ihn des Verrats an. Brouček wird in ein Holzfass gesteckt und zur Verbrennung verurteilt.


Verwandlung

Auf dem Hof des Gasthauses Vikárka beugt sich Würfl, der Wirt, mit einer brennenden Laterne in der Hand über ein Fass, in dem Brouček gerade aus dem Traum erwacht und erleichtert feststellt, dass er wieder zu Hause ist. Er versäumt nicht, vor Würfl zu prahlen, wie beherzt er an der Seite Žižkas kämpfte und Prag zu befreien half.