POČÁTEK ROMÁNU (ANFANG EINES ROMANS) JW I/3

Oper in einem Akt

Libretto von Jaroslav Tichý nach der Erzählung von Gabriela Preissová

Uraufführung 10. 2. 1894 Brünn

Erstausgabe Dilia - Alkor-Editio, Praha-Kassel 1978 (hrsg. von Evžen Holiš)


  • Ein volkstümliches Bild aus der Mährischen Slowakei über die flüchtige Liebe des Grafen Adolf zum Dorfmädchen Poluška, basierend auf Volksliedern und -tänzen. Von diesem Kompositionsverfahren nahm Janáček beizeiten wieder Abstand und bezeichnete seine zweite Oper später sogar als "leere Komödie".

Janáčeks zweite Oper, die in der Mährischen Slowakei spielt, entstand in der Zeit, in der sich der Komponist intensiv für Volksmusik interessierte. Im Jahr 1891 war seine Lied- und Tanzfolge "Rákoš Rákoczy" zur Landes-Jubiläumsausstellung im Prager Nationaltheater aufgeführt worden. An den Erfolg dieses Stücks wollte Janáček mit einem weiteren Werk im Geiste mährischer Folklore anknüpfen. Er bat daher die Schriftstellerin Gabriela Preissová, ihre Erzählung "Počátek románu" ("Der Anfang eines Romans"), die vom gleichnamigen Bild des Malers Jaroslav Věšín inspiriert war, in ein Libretto umzuarbeiten. Da Preissová Janáčeks Bitte ablehnte, schuf schließlich auf Janáčeks Aufforderung hin der Brünner Gymnasiallehrer Jaroslav Tichý (mit wirklichem Namen František Rypáček) das gereimte Libretto. Sobald die Oper fertig war, bot Janáček sie dem Prager Nationaltheater zur Aufführung an. Sie wurde jedoch abgelehnt mit der Begründung, dass sich das Werk vom kürzlich aufgeführten "Rákoš Rákoczy" musikalisch kaum unterscheide. Schließlich fand die Premiere unter Leitung des Komponisten 1894 in Brünn statt. Obwohl sie Erfolg hatte und Janáček als wahrer mährischer Komponist gefeiert wurde, gehört die Oper, vor allem wegen ihres naiven Librettos und den eingeschobenen Volksliedern und -tänzen, nicht zu den Juwelen unter Janáčeks Opern. An der Qualität des Werks zweifelte später auch der Autor selbst, als er dreißig Jahre nach der Premiere erklärte: "Počátek románu war eine leere Komödie, Volkslieder hineinzuzwängen war geschmacklos."

Inhalt der Oper

Das arme Mädchen Poluška wartet im Wald auf den Baron Adolf, der sie dermaßen bezaubert hat, dass sie ihren geliebten Tonek ganz vergaß. Verliebt betrachtet sie das Bildnis des Barons, das sie vom Schlossherrn bekommen hat. Der Baron kommt zum verabredeten Treffen und überschüttet die schöne Poluška mit Schmeicheleien. Förster Mudroch, der Pate des Mädchens, der plötzlich im Wald auftaucht, bemerkt das flirtende junge Paar. Unbeobachtet schaut er verstört auf Poluška in den Armen des Barons.

Nach der Rückkehr aus dem Wald trifft sich Poluška mit Tonek, der ihr jedoch nach dem Treffen mit dem Baron zuwider ist. Tonek versteht ihr Verhalten nicht und es kommt zu gegenseitigen Vorwürfen und Vermutungen. Währenddessen trifft sich Baron Adolf mit der Komtesse Irma, die er als Kind kannte und ist nun von ihrer jungen Schönheit verzaubert. Er beginnt, ihr den Hof zu machen und denkt nicht mehr an Poluška.

Der Förster Mudroch kommt zu Poluškas Eltern und erzählt ihnen von der Bekanntschaft ihrer Tochter mit Baron Adolf. Zuerst sind sie erbost und als Poluška nach Hause kommt, muss sie ihnen alles bekennen. Das Mädchen leugnet nicht und prahlt auch mit dem Bildnis des Barons. Der Vater beschließt, mit dem Porträt zum alten Grafen zu gehen und sich nach einer möglichen Hochzeit seiner Tochter mit dem Baron zu erkundigen. Der will aber von der Bekanntschaft seines Sohnes mit einem armen Mädchen nichts wissen. Am Ende kehrt Poluška gern zu Tonek zurück und die Hochzeit kann vorbereitet werden.